Die Himmelfahrtskirche

Gundelsheimer Straße 20a in 96117 Memmelsdorf

Quelle: Texte, Zahlen und Bilder aus der Festschrift zum 50-jährigen Kirchweihjubiläum der Himmelfahrtskirche sowie aus dem Album von Pfr. Alois Frank


Um etwas über unsere Himmelfahrtskirche zu schreiben, muss man bis 1945 zurückgehen. Kurz vor Ende des 2. Weltkrieges kamen die ersten Flüchtlinge aus den Ostgebieten, insbesondere aus Ostpreußen, Schlesien und zum Ende des Krieges auch aus dem Sudetenland sowie den deutschen Siedlungsgebieten in Ost- und Südeuropa. Sie wurden zunächst alle auf einzelne Gemeinden verteilt. Denn Wohnraum für alle musste erst geschaffen werden. Mit dem wachsenden Wohnraumbedarf wuchs auch die Sehnsucht nach einer kirchlichen Heimat, denn unter den Aussiedlern und Heimatvertriebenen waren viele evangelische Christen.

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Pfarrer Alois Frank, selbst Vertriebener aus dem Sudentenland, wurde als Amtsaushilfe der Erlöserkirche für das Diasporagebiet um Scheßlitz eingesetzt.

Evangelische Gottesdienste fanden zunächst an unterschiedlichen Orten statt, u.a. in Gundelsheim, der Elisabethenkirche Scheßlitz, einer Baukantine und später im Schützenhaus. 1953 waren annähernd die Hälfte der Einwohner evangelisch, eine außergewöhnlich hohe Zahl im Verhältnis zum mehrheitlich katholischen Bevölkerungsanteil im östlichen Landkreis Bamberg.

Man brauchte viele Hilfskräfte, denn das kirchliche Leben war rege. Der Zustrom zu den Bibelstunden war ebenso stark wie die Beteiligung der Jugendlichen an ihren Veranstaltungen. Als ständige Einrichtung blieb jährlich ein Treffen in Scheßlitz und ein Gemeindeausflug zur Giechburg mit Waldgottesdienst im Peulendorfer Wald.

Gründung der Kirchenbaugemeinschaft 1956

Aus dem gelegentlichen Zusammenkommen wurde ein regelmäßiges Gottesdiensthalten, zumal auch an ganz gewöhnlichen Sonntagen bis zu 100 Gemeindeglieder zusammenkamen. Die Baukantine war schlecht beheizbar und bot mit 30 Sitzplätzen zu wenig Platz. Die Sehnsucht, ein würdiges Gotteshaus zu haben, wuchs und so wurde Ende 1956 eine Kirchenbaugemeinschaft gegründet. Der Landeskirchenrat erklärte sich bereit, einen großen Teil der Finanzierung für einen Kirchenneubau zu übernehmen.

„Baustein“ als Dank für die Spende zum Bau

Er erwartete aber auch eine ausreichende Spendenbereitschaft der Gemeinde.  90 % der evangelischen Gemeindeglieder verpflichteten sich zur finanziellen Mithilfe und einer monatlichen Spende von mindestens 50 Pfennig. Der erste Kirchenvorstand wurde noch im selben Jahr gewählt.

1957 genehmigte das Landeskirchenamt den Kauf eines Bauplatzes für die Kirche und übernahm dafür die Kosten. 1958 waren bereits 4000 DM für den Kirchenbau gesammelt worden.

Bauplanung und Grundsteinlegung

Der Architekt Wilhelm Schlegtendal, Nürnberger Kulturpreisträger, wurde mit der Erstellung der Baupläne für die Kirche beauftragt. Er wollte zu den großen Häusern der Lichteneiche keinen mächtigen Kirchenbau als Gegenpol errichten. Das neue Gotteshaus sollte stattdessen als neues Konzept angepasst sein an die Landschaft und die unmittelbare Nachbarschaft zu Seehof. Am Reformationssonntag enthüllte Pfarrer Alois Frank ein Modell der geplanten neuen Kirche.

Grundsteinlegung

Am 12. Dezember 1959 erfolgte die Grundsteinlegung durch Dekan Otto Dietz mit den Worten „Christentum ist nicht nur eine innerliche Angelegenheit, es müssen auch äußere Räume dafür vorhanden sein.“ Der Grundstein fand seinen Platz im Altarraum. Mit ihm wurden Zeitzeugnisse, wie eine Tageszeitung, Münzen und eine Bibel eingemauert.

Baukosten und Namensgebung der Kirche

Der Kostenvoranschlag für den Bau der Kirche belief sich auf 228.000 DM, wobei die Landeskirche mit 120.000 DM den größten Anteil trug. Über die Sparkasse wurde ein Darlehen über 100.000 DM aufgenommen. Die Inneneinrichtung musste die Gemeinde selbst finanzieren, wofür sie im März 1959 bereits 11.000 DM an Spenden gesammelt hatte. Allerdings sollte die Innenausstattung allein ohne Orgel und Glocken schon 33.000 DM kosten.

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Die in Bamberg von St. Stephan ausgehend in Richtung Osten erbauten evangelischen Kirchen wurden nach dem Prinzip der christlichen Hoffnung benannt. Die Erlöserkirche trägt den Namen des gekreuzigten Erlösers, die Auferstehungskirche den des siegreich Auferstandenen. Daraus ergab sich folgerichtig für das neue Gotteshaus in Lichteneiche der Name „Himmelfahrtskirche“, für den in den Himmel aufgenommenen Christus.

Richtfest und Weihe der Kirche

Richtfest

Als am 29. April 1960 Richtfest gefeiert werden konnte, schrieb die Presse: "Zu den interessantesten Bauwerken im Landkreis gehört gegenwärtig die neue evangelische Kirche in der Siedlung Lichteneiche." Harmonisch fügt sich der Bau in die Landschaft und wird 250 Gläubigen Platz bieten. Charakteristisch für den Kirchenbau sind das freitragende, asymmetrisch tief gezogene Dach des Kirchenschiffs, was sich wie eine Muschel über das Kircheninnere wölbt, seine runden Fenster, die an Bullaugen eines Schiffes erinnern und das extrem steile Dach des 26,5 m hohen Kirchturms. Das Dach wurde mit Leestener Schiefer gedeckt. Die freitragende Holzkonstruktion des Daches blieb von innen sichtbar.

Weihe der Himmelfahrtskirche

Am 16. Oktober 1960 war es dann endlich soweit. Die Himmelfahrtskirche wurde geweiht. Der Festzug versammelte sich an diesem regnerischen Tag an der alten Gottesdienststätte, dem Schützenhaus, um von da Abschied zu nehmen und zur neuen Kirche zu ziehen. Architekt Schlegtendal übergiab den Schlüssel an Oberkirchenrat Burkert, der gemeinsam mit Dekan Kirchenrat Dietz, Pfarrer Kelber aus der Erlöserkiche und dem ersten Pfarrer der Himmelfahrtskirche, Alois Frank die Einweihung vollzog.

Ein Kirchturm mit Stoff für Diskussionen

Himmelfahrtskirche ca. 1966

Der Kirchturm bietet immer mal wieder "Stoff für Diskussionen", warum das Kreuz denn bei der Himmelfahrtskirche "falsch herum" auf dem Turm steht. Die Bezeichnung als "Petruskreuz" ist da eine der Spekulationen, die Menschen anstellen (weil Petrus ja kopfüber gekreuzigt worden sein soll). Andere vermuten ein "Teufelskreuz" und sind total irritiert und wieder andere behaupten, das Kreuz ist in Wahrheit richtig herum, würde aber durch die hochgehende Verkleidung nur im unteren Teil verdeckt. …
In Wahrheit wurde das Kreuz ausschließlich, so wie es ist, aufgrund der ästhetischen Vorstellung des Architekten gestaltet. Er band das Kreuz in die Gesamtform des sich spitz nach oben verjüngenden Turmes ein, ebenso wie die Glockenstube.

Die vier Kirchenglocken kommen

Die vier Glocken kommen

Die inzwischen lang ersehnten vier Glocken, nach den vier Evangelisten benannt, wurden am 18. November 1961 angeliefert und am 1. Adventssonntag durch Dekan Dietz geweiht. Die Glocken wurden von der Heidelberger Firma Schilling gefertigt und von der Firma Krämer überführt. Mithilfe der US-Army wurden Sie auf den Kirchturm gezogen. So konnten wesentliche Kosten eingespart werden. Die Matthäusglocke ist die größte der vier Glocken, wiegt 250 kg und hat einen Durchmesser von 72 cm. Sie trägt als Symbol das Antlitz des Menschen, welches die göttliche Weisheit versinnbildlicht. Sie ruft zum Gottesdienst und erklingt jeden Abend und Morgen.

Die Markusglocke ist die zweitgrößte Glocke mit 205 kg und 68 cm Durchmesser. Sie wird durch einen Löwen geziert, der die göttliche Majestät versinnbildlicht. Sie läutet am Mittag und zu Trauungen. Die Lukasglocke mit 190 kg und 63 cm Durchmesser trägt den Stier als Symbol und drückt die Kraft Gottes aus. Sie läutet zum Kindergottesdienst und zu Taufen. Die kleinste der vier Glocken ist die Johannesglocke mit 120 kg und 56 cm Durchmesser. Der Adler ist das Symbol dieser Glocke und versinnbildlicht die Auffahrt in die Herrlichkeit. Sie läutet zur Feier des Abendmahls und zu Beerdigungen.

Innenausstattung, Pfarr- und Gemeindehaus
Li. das Innenleben, re. die Außenansicht der Orgel

Die Orgel

Die vom Göttinger Orgelbauer Paul Ott geschaffene Orgel ist in Klang und Gestalt dem Kircheninnenraum harmonisch angepasst. Die Orgel fügt sich in die Schräge des Daches ein. Sie hat zwei Manuale mit Pedal, dreizehn Register und insgesamt 900 Pfeifen. In einem Festgottesdienst mit Kreisdekan Oberkirchenrat Flurschütz und Dekan Dietz am 24. März 1963 wurde die Orgel geweiht.

 

Das Altarmosaik heute

Das Altarmosaik

Der Fürther Kunstmaler und Dozent an der Kunstakademie Johann-Helmut Schmidt-Rednitz gestaltete in viermonatiger Arbeit auf 25 qm Fläche 1968 das Glasmosaik hinter dem Altar. Es greift das Pfingstthema "Der Geist des Herrn durchströmt das Weltall" auf. Eine Diagonale nach oben soll einerseits wie das Gebet des Menschen zu Gott sein und andererseits weist Gottes Geist in Richtung Kanzel zum Prediger. Rechts unten sieht man die Erdkugel, die in die Fülle des Geistes Gottes eingebunden ist.

Der Kunstmaler vor dem Mosaik

Schmidt-Rednitz skizzierte zunächst das Motiv und fertigte dann ein Modell des Altarraums samt Kunstwerk an. Nach der Vergrößerung des Entwurfs auf Originalmaße folgte die Beschaffung der farbigen Glasplatten, die er dann in unzählige Ministeine zerschnitt. Schließlich komponierte der Künstler die Mosaiksteinchen auf Karton, um dann das vielteilige Kunstwerk zu fixieren - mit aufgeklebtem Papier auf der später sichtbaren Seite. Das Anbringen in der Himmelfahrtskirche dauerte dann etwa zwei Wochen. Bei den Arbeiten in der Kirche musste Schmidt-Rednitz zuerst den Putz herausschlagen, denn das Mosaik sollte mit der Wandoberfläche abschließen. Die Glassteinchen wurden dann in den Zement gedrückt.

Eines der Rundfenster

Die Rundfenster

Die klamme Gemeinde konnte sich bei der Erbauung der Himmelfahrtskirche nur relativ einfache Glasfenster leisten. 1970 besucht das Ehepaar Anna und Lajos Bogyo, aus Montreal die Himmelfahrtskirche. Sie waren so von der Kirche angetan, dass sie auf einer Zigarettenschachtel neben der Nachricht „Die schönste Kirche, die ich in Deutschland gesehen habe“ ihre Adresse nebst Spendenzusage für ein farbiges Glasfenster hinterließen. Schmidt-Rednitz erhielt den Auftrag für dieses und vier weitere Fenster und konnte die Gestaltung auf sein Mosaik abstimmen. 

Altar, Kreuz und Taufstein

Altar, Kreuz und Taufstein

Der schlichte, massive Altar, der durch zwei Stufen etwas erhöht steht, ist Mittelpunkt des Altarraumes. Er besteht aus fünf Quadern, die aus Graubüttelbrunner Muschelkalk-Kernstein in Ebelsbach am Main, im Steinwerk Viktor, hergestellt wurden. Das Altarkreuz, aus Bronze gegossen und vergoldet, steht auf einer glatten, die Erde symbolisierenden Kugel, die auf einem schwarzen Sockel ruht. Der Taufstein ist ein säulenförmiger, leicht bauchiger Stein und wurde ebenfalls aus Graubüttelbrunner Muschelkalk-Kernstein gefertigt. Auf dem schweren, aus einer Metalllegierung gegossenen Deckel ist ein runder Knauf aus Messing angebracht. 

Das Pfarrhaus im Rohbau

Das Pfarrhaus und eigenständiges Pfarramt

1962 wurden die Arbeiten für den Bau des Pfarrhauses vergeben. Bis dato Tochtergemeinde der Erlöserkirche wurde am 1. Juli 1965 Memmelsdorf-Lichteneiche nun selbstständige Kirchengemeinde und erhielt ein eigenes Pfarramt. Alois Frank wurde als erster Pfarrer eingesetzt und bezog mit seiner Familie das inzwischen fertiggestellte Pfarrhaus.

Das Gemeindehaus im Bau

Das Gemeindehaus

Nach Vollendung der Himmelfahrtskirche im Jahr 1960 musste die Kirchengemeinde noch mehr als 30 Jahre ohne Gemeindehaus auskommen. Fünf Jahre Vorplanung waren notwendig, bis es errichtet werden konnte. Am 1. September 1988 lagen die Pläne vor und im Sommer 1990 gab der Memmelsdorfer Gemeinderat grünes Licht für das Vorhaben. Der Bau verzögert sich jedoch wegen des hohen Grundwasserspiegels, der einen dichten Wannenbau für den Keller voraussetzte.

Am 26. September 1993 weihte Oberkirchenrat Wilfried Beyhl das Gemeindehaus schließlich ein. Der Architekt Oppermann vom Landeskirchenamt München übergab dabei die Schlüssel an den damaligen Pfarrer Wolfgang Reuter. Die Kosten für den Bau des Gemeindehauses beliefen sich auf 1.500.000 DM. Das Gemeindehaus stellt seitdem einen wichtigen Mittelpunkt des Gemeindelebens dar, in dem sich Menschen in verschiedensten Gruppen, Kreisen und bei Veranstaltungen begegnen und austauschen.

Die Himmefahrtskirche von oben, Luftbild von 1966Verlöten der Kassette mit den ZeitzeugnissenDer Pfarrer bei der GrundsteinlegungDie versammelte Gemeinde bei der GrundsteinlegungDie freitragende Holzkonstruktion des KirchendachesDie versammelte Gemeinde beim RichtfestDas Kirchendach ist gedecktDie Gemeinde zieht zur Weihe vom Schützenheim zur HimmelfahrtskircheSchlüsselübergabe vor der KircheAuszug der Gemeinde nach der Weihe, Die Glocken fehlen noch im KirchturmDie MatthäusglockeDie MarkusglockeDie LukasglockeDie JohannesglockeDie Glocken werden von der US-Army auf den Kirchturm gezogenDie Himmelfahrtskirche noch ohne Mosaik und mit einfachen RundfensternDas Gemeindehaus entstehtDas Gemeindehaus noch unverputztUnsere Himmelfahrtskirche mit Gemeidehaus heute, AußenansichtDie Himmelfahrtskirche mit dem Mosaik im Altarraum heute, Innenansicht