Gemeindebrief

Aktueller Gemeindebrief

„I will follow him“ – mit diesem Lied endet die spritzige Filmkomödie „Sister-Act.“ Darin wird die Sängerin Deloris, gespielt von Whoopi Goldberg, Zeugin eines Mordes. Sie muss untertauchen und wird von der Polizei gegen ihren Willen in einem Nonnenkloster untergebracht. Am Anfang läuft es im Kloster gar nicht gut, das Klosterleben wirkt wie tot. Doch Deloris mit ihrer frischen Art und ihrem musikalischen Talent bringt wieder Leben in die Bude. Der Nonnenchor blüht unter ihrer Leitung auf. Die Nonnen öffnen sich nach außen und beginnen, sich für Notleidende in ihrem Stadtteil einzusetzen. Durch diese Veränderungen des Klosterlebens sehen die Frauen einen neuen, lebendigen Weg in der Nachfolge Jesu. Und sie singen: „Ich werde ihm folgen, wohin auch immer er gehen mag. Nichts kann mich von ihm fernhalten. Er ist mein Schicksal, mein Glück. Seit er mein Herz berührt, weiß ich, dass kein Ozean zu tief ist und kein Berg zu hoch. Nichts kann mich von seiner Liebe trennen. Ich liebe ihn, wohin er auch geht. I will follow him.“

Ähnlich sieht Jesus im Lukasevangelium Nachfolge (s. Lk 9).
Was also ist das dann, Nachfolge? Wie kann das heute aussehen? Die Antwort des Films geht da in eine bestimmte Richtung: Egal, wer du bist und wo du steckst: Probiere das mit dem Glauben mit deinen eigenen Mitteln aus. Ich möchte das mit einer Geschichte aufgreifen.

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Was ist Nachfolge?

Ein Forschungsreisender in Südamerika war von einer Expedition zurückgekehrt. Jeder war begierig, alles genau über den Amazonas zu erfahren. Aber wie sollte er seine Gefühle in Worte fassen, die wunderschönen Blumen, die er gesehen hatte, die Geräusche im nachtdunklen Wald? Wie sollte er den Menschen vermitteln, wie sich sein Herz zusammenzog, wenn er die gefährliche Nähe wilder Tiere spürte oder sein Kanu über riskante Strecken des Flusses steuerte? Der Forscher sagte: Ihr müsst selbst hinfahren und selbst versuchen, es her-auszufinden. Persönliches Risiko und Erfahrung sind nicht zu ersetzen. Da wurden sie traurig, denn das war ihnen nicht möglich. Er wollte nicht so abweisend sein und ihnen ein wenig Erleben ermöglichen, und so zeichnete er eine Karte des Amazonas. Die Menschen stürzten sich auf die Karte. Sie rahmten sie und hängten sie in ihrem Rathaus auf. Jeder erhielt eine eigene Kopie und jeder, der eine Kopie hatte, hielt sich für einen Amazonasexperten. Denn er dachte, dass er jetzt jedes Detail des Flusses kannte und gar nicht mehr selbst zu reisen brauchte. Der Forscher wurde traurig und ärgerte sich, die Karte gemalt zu haben.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Wir brauchen diese Karten. Wir brauchen Wegweiser, die uns helfen, einen Weg zu gehen, der uns nicht in die Irre führt. Aber gehen müssen wir selbst. Sonst sind wir bloße Experten im Betrachten der Karten und können den wirklichen Lebens-Weg nicht mehr finden.

Nachfolge heißt: Türen öffnen

Wir stehen in unseren Familien, in unserer Gesellschaft und auch in unseren Kirchengemeinden immer wieder vor gewaltigen Veränderungen und Herausforderungen. Es fällt uns nicht leicht, sich auf Neues und neue Wege einzulassen; schöner wäre doch, wenn alles so bliebe, wie es ist, denken wir manchmal. Im Film verändert sich viel für Deloris wie auch für die Nonnen. Beide lernen loszulassen und Neues zu wagen. Deloris schafft es, sich von ihrer egoistischen Sicht der Dinge zu befreien, und verspürt zum ersten Mal, wie sie mit ihrer Fähigkeit, Musik zu machen, Menschen in ihrem Innersten berühren kann. Und indem es die Nonnen wagen, sich dem schwierigen Viertel, in dem sie leben, zu öffnen und sich für die Sorgen und Nöte der Menschen interessieren, erleben sie Nachfolge Jesu ganz neu.

Der Film zeigt, was Nachfolge bedeuten kann. Es bedeutet, unsere Türen aufzumachen für die Menschen, die zu uns kommen wollen. Offen zu sein für Gottes verändernde Kraft – auch aus kleinen Anfängen kann Großes entstehen. Nachfolge bedeutet, nicht nur eine Kopie der Landkarte bei uns zu haben, sondern uns auf den Weg zu machen. Diesen Mut und diese Kraft wünsche ich uns allen in 2025 – mit Gottes Hilfe.

Wolfgang Blöcker nach einer Idee von Annemarie Czetsch



Gemeindebriefarchiv

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Betende schmutzige Hände
Fernrohr, was in die Weite blicken lässt
Boot auf einem Bergsee Wanderer blickt ins Gebirgstal