Die Markuskirche

Markuskirche, Hauptstraße 19A in 96163 Gundelsheim

Quelle: Texte, Zahlen und Bilder entnommen von Maria Köppel aus "Gundelsheim im 19. und 20. Jahrhundert", "Die alte Kirche sieben Schmerzen" und  "Dorfalbum Gundelsheim" sowie von Christof Zahalka aus "Die Baugeschichte der Gundelsheimer Markuskirche.


Anfänge kirchlichen Lebens in Gundelsheim

Bereits seit dem 18. Jahrhundert war den Einwohnern des damals noch kleinen Dorfes Gundelsheim der Bau eines eigenen Gotteshauses ein großes Anliegen. Denn bis dahin mussten sie den weiten Weg, der zumeist durch Wässerwiesen führte, zur Pfarrkirche nach Memmelsdorf zurücklegen, bei jedem Wetter. Die überwiegende Zahl der Christen in Gundelsheim waren katholisch, sodass die Anfänge kirchlichen Lebens in Gundelsheim auch katholisch geprägt waren.

Erste Planungen für ein Kirchlein, die aber aus finanziellen Gründen nicht verwirklicht wurden, lagen bereits 1799 vor. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es erneut Bestrebungen, in dem kleinen, sehr armen Dorf Gundelsheim eine eigene Kirche zu errichten. Doch auch das scheiterte zunächst am nötigen Geld. Auch eine Spendenliste brachte nicht den erforderlichen Betrag ein.

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1898 begannen die Einwohner unter der Regie und Verantwortung des damaligen Bürgermeisters Andreas Ziegmann mit dem Bau einer Kappelle auf einem Gemeindegrundstück am Leitenbach. 4 1/2 Jahre Bauzeit bedurfte es, da immer nur dann weitergebaut werden konnte, wenn wieder finanzielle Mittel vorhanden waren. So wurde das erste kleine Kirchlein vollständig mit Spenden und in Eigenleistung der rund 400 Dorfbewohner errichtet.

Das erste Kirchlein li. vor Anbau und re. nach Anbau

Die Kapelle in der Hauptstraße wurde am 3. Mai 1903 geweiht und trug das Patrozinum "Sieben Schmerzen Mariens". Mit ihr begann das kirchliche Leben in Gundelsheim. Ab Weihnachten 1929 übernahmen Patres aus dem Bamberger Karmelitenkloster die seelsorgerische Betreuung der katholischen Gemeinde. 

Doch schon dreißig Jahre später war das Kirchlein bereits zu klein für die inzwischen 500 Dorfbewohner. Aus erneutem Geldmangel entschloss man sich statt eines Neubaus zu einem Anbau. Dieser gab der Kirche ihre heutige Gestalt. Die Kirche wurde um 17 Meter verlängert und erhielt einen neuen Turm an der Westfassade. An beiden Längsseiten setzte man je ein weiteres doppeltes Bogenfenster ein. Bis 1939 blieb die Kirche im Besitz der politischen Gemeinde. 

Kirche 1954 direkt am Leitenbach mit dem altem Eingang zur Sakristei

Nach der Gründung einer eigenen, von Memmelsdorf unabhängigen Kirchenverwaltung, wurde die Kirche mit ihrem gesamten Inventar und Besitz an die Kirchenstiftung übergeben. Auch der Anbau reichte bald nicht mehr für die wachsende katholische Gemeinde, sodass man sich wieder mit dem Gedanken beschäftigte, einen Neubau zu errichten. Es dauerte aber noch fast 30 Jahre, bis der Grundstein am 05.11.1967 für die neue katholische Kirche gelegt werden konnte. Noch vor der Einweihung verkaufte die Kirchenverwaltung am 14.07.1969 ihr bisheriges Gotteshaus an die evangelische Gemeinde. 

Entwicklung der evangelischen Gemeinde

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges entwickelte sich erst allmählich eine evangelische Kirchengemeinde in Gundelsheim, das vorher fast nur katholische Einwohner hatte. Viele Flüchtlinge suchten Zuflucht in der Gemeinde und so stieg auch die Zahl der evangelischen Christen an. Seit dem 01.06.1946 wurde zunächst der gesamte Disporaraum von Scheßlitz aus, das als Tochterkirche zur Erlösergemeinde Bamberg gehörte, von Pfarrer Alois Frank mit dem Fahrrad, dann mit dem Motorrad und schließlich mit dem Auto seelsorgerlich betreut. In Gundelsheim fanden alle zwei Wochen Gottesdienste im damaligen Schulhaus, dem späteren alten Rathaus, statt. Dafür musste jedes Mal der Altar auf- und wieder abgebaut und im Winter der Ofen rechtzeitig angeheizt werden. 

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1954 wurde die evangelische Gemeinde Gundelsheim in die Bamberger Auferstehungsgemeinde umgepfarrt und von da an durch Pfarrer Rudolf Meiser seelsorgerlich betreut. Ende 1958 wohnten in Gundelsheim 171 evangelische Christen. Zwischen 1962 und 1965 betreuten Pfarrer Schwenk und Vikar Stark die Gundelsheimer evangelischen Christen und trieben deren Umpfarrung nach Lichteneiche voran. Erst ab am 17.12.1965 gehörten die Gundelsheimer dann zum evangelischen Pfarramt Lichteneiche und wurden von da an wieder durch Pfarrer Alois Frank seelsorgerlich betreut. Gottesdienste wurden alle zwei Wochen gehalten. Aber man besaß noch immer keine eigene Kirche. 

Ankauf und Renovierung der heutigen Markuskirche

Deshalb gründete man am 08.10.1966 einen Kirchenbauverein. Denn man wollte nach Fertigstellung der neuen katholischen Kirche die bisherige Dorfkirche kaufen, die allerdings renoviert werden musste. Mit geringen monatlichen Spenden, von oft nur 1 DM bis höchsten 5 DM, versuchten die rund 50 Mitglieder des Vereins, einen Grundstock für den Ankauf und die Renovierung zu legen. So konnte man später für den ersten Bauabschnitt immerhin 21.000 DM an Spenden beisteuern.

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Vor dem Kauf der früheren katholischen Kirche ließ man zwei Gutachten anfertigen, die deren Wert zum einen auf 70.000 DM und zum anderen auf 84.000 DM ermittelten. Schließlich einigte man sich auf den Kaufpreis von 77 000 DM. Am 14.07.1969 wurde die bisherige katholische Kirche von den evangelischen Christen gekauft. Nach dem Ankauf wurden umfangreiche Umbauarbeiten geplant. 

Innenrenovierung nach dem Ankauf 1969

Viele Umbaupläne wurden geschmiedet, die das Innere der Kirche völlig verändert hätten. Doch ließ man alle Pläne aus Geldmangel wieder fallen. Entfernt wurden zunächst die Heiligenfiguren, die später z.T. in der neuen katholischen Kirche ihren Platz fanden. Auch der Kreuzweg und verschiedene andere religiöse Gegenstände wanderten in den Kirchenkeller der Katholiken. Der Hochaltar mit Heinrich, Kunigunde und der schmerzhaften Muttergottes sowie die Chorschranke und die Kanzel bleiben erhalten.

Denn bei allen Umbauplänen, die unter anderem vorsahen, Kanzel, Bänke, Holzvertäfelung und Chorschranke ersatzlos zu entfernen und eine Art Mehrzwecksaal aus der Kirche zu machen, musste man Rücksicht auf die katholische Gemeinde nehmen. Ein Großteil der Pläne wurde demnach wieder verworfen. Denn im Kaufvertrag gab es eine Klausel, die die evangelische Gemeinde dazu verpflichtete, den Bestand zu erhalten.

Innenansicht heute mit Blick zum Altar

Letztlich wurden umfangreiche Maurer-, Putz- und Malerarbeiten umgesetzt, die Türen umgebaut und die Elektroinstallation und Böden erneuert. Insgesamt wurden Baumaßnahmen für die Innensanierung in Höhe von 60.000 DM umgesetzt, wie aus einem Protokoll des Bauausschusses hervorgeht. 

Viele Gemeindeglieder halfen persönlich bei dem Umbau mit, sodass im Dezember 1971 zum 1. Mal ein Gottesdienst in der renovierten Kirche stattfinden konnte. Doch es fehlte für die Feier der Gottesdienste noch alles Nötige. Nicht einmal ein Taufbecken war vorhanden, sodass zeitweilig eine silberne Sahneschüssel als Taufbecken diente.  Fast das gesamte Inventar und die Abendmahlsgeräte wurden mit dem Erlös aus Basaren des Frauenkreises 1985 angeschafft: Altarleuchter, Antependien, Altarläufer, Kniebänke, Sitzauflagen und vieles mehr. 

Die Außensanierung der Markuskirche

Umfangreiche und kostenintensive Maßnahmen waren auch für die Außensanierung notwendig. Die Maßnahmen dienten vor allem der Trockenlegung des Kirchengebäudes. Das inzwischen unter Denkmalschutz stehende Gebäude erforderte die Begehung seitens des Landesamtes für Denkmalpflege und eine Befunduntersuchung des Außenanstriches. 

Außenansicht der Markuskirche heute

Schlussendlich wurde das Mauerwerk entfeuchtet, der Außenputz erneuert, das Dach und Fenster instand gesetzt sowie die Kirche mit einem neuen Anstrich versehen. Bei den Baumaßnahmen wurde der Gehweg um die Kirche angelegt. Auch die bisherige Treppe und die Balustrade am Sakristeieingang wurden im Zuge dessen entfernt. Die Gesamtkosten beliefen sich auf mehr als 115.000 DM. 10.000 DM sollten dafür aus Eigenmitteln aufgebracht werden, 5000 DM sollten an Zuschüssen fließen und 85.000 DM wurden von der Landeskirche erbeten.

Die Kirche ist auch heute wieder renovierungsbedürftig, denn das Problem mit der Feuchtigkeit in den Mauern ist nicht gelöst und scheint sich alle 10 bis 20 Jahre neu einzustellen.  Eine dauerhafte Lösung wäre wünschenswert, um die Bausubstanz zu schonen.

Heute feiern wir regelmäßig Gottesdienste in der Markuskirche, die von unseren Pfarrern der Lichteneiche und Lektorinnen abwechselnd alle drei Wochen gehalten werden.

Außenansicht 1950Innenansicht 1949 mit HeiligenfigurenAußenansicht vor AnkaufEingang der Markuskirche heuteAußenansicht der Markuskirche heuteDie Orgel